Obelix mit FCK

mit FCK Syndrom => Tagebuch: der weitere Verlauf
 
Waterproof Obelix 
Geboren am 15. August 2006
 
Melody mit ihrem 1 ½ Wochen alten Obelix
Es war ein regnerischer kühler Tag, als er geboren wurde.  Da wir von unseren trächtigen Katzen eine Woche vor Geburtstermin jeweils ein Röntgenbild machen lassen, wussten wir, dass sie diesmal nur ein Einzelkind bekommen würde. Die Geburt verlief ohne Probleme. Um 13.00 Uhr zeigte sich schmieriger Ausfluss, um 18.30 Uhr verlor sie Fruchtwasser und um 19.24 Uhr wurde er, Kopf voran geboren. Sein Geburtsgewicht von 122g war normal. Liebevoll kümmerte sich Melody um ihren Sohn, putze ihn trocken und er krabbelte unverzüglich an die Milchbar wo er sich auch rasch festsaugte. Die ersten Tage verliefen unauffällig. Obelix nahm pro Tag 18 – 20g zu.
 
Ab dem 6. Tag nahm er plötzlich nur noch wenig zu. Mal nur 4g, dann wieder 10g. Melody lag oft vor der Wurfbox und liess den Kleinen alleine. Sie wollte auch ständig das Schlafzimmer verlassen. Wir vermuteten, dass sie als extreme Übermutter mit nur einem Baby nicht ausgelastet war. Wir versuchten es mit Zufütterung. Aber der Kleine wollte die Milch nicht und er war auch nicht hungrig. Von Züchterkollegen liess ich mich beruhigen. Es gibt immer wieder Gewichtsschwankungen und so lange er zunimmt, ist alles in Ordnung.  Er öffnete mit 9 Tagen die Augen und reagierte auf meine Stimme. Er bewegte sich wenig, schlief viel, wie es sich für ein Baby gehört. Als Einzelkind musste er nicht um seinen Platz bei Mama kämpfen. Alles stand ganz alleine für ihn zur Verfügung. Es dauerte fast 3 Wochen, bis er versuchte sich auf seinen Beinchen aufzurichten. Sein Bäuchlein war eine runde Kugel und uns wunderte es nicht, dass er dadurch Mühe hatte, sich vorwärts zu bewegen.
 
Mit 1 ½ Wochen ist ganz deutlich das wegdriften seines rechten Vorderbeinchens zu sehen.
Er ist nicht in der Lage dieses unter dem Körper zu halten.
 
Mir fiel damals schon auf, dass er sein rechtes Beinchen vom Körper weg streckte und wenn er versuchte sich aufzurichten, dieses immer weg rutschte und seine Pfötchen nach aussen gedreht war. Meine Tierärztin vermutete eventuelle eine Wachstumsstörung zwischen Elle und Speiche, das sich aber noch auswachsen kann. Ab 4 Wochen normalisierte sich diese Stellung tatsächlich und er stand normal auf seinen Vorderbeinchen.
 
3 ½ Wochen: "hoch gezogener" Brustkorb
4 Wochen      
 
Erst der Besuch einer Züchterkollegin bestätigte mein Verdacht: er hat eine "Flachbrust"! Sein Spiel und Verhalten war bisher aber unauffällig. Er wurde nie blau. Durch seine weissen Abzeichen im Gesicht ist sein Nasenspiegel nicht pigmentiert und seine rosa Farbe ist ein "Gradmesser" über allfällige Atemnot. Nie wird er blau oder zeigt Maulatmung.
 
Auswärts gedrehte Pfote und extrem breiter Brustkorb
9 ½ Wochen, der flache Brustkorb ist gut zu erkennen
 

 

 

 

 

 

 

 
Mit 7 Wochen wurde er der Uniklinik Zürich vorgestellt. Leider zeigte das Röntgenbild eine massive Flachbrust aber ohne Schaden der inneren Organe. Zwischen Wirbelsäule und Brustbein ist nur wenig Platz für Lunge und Herz. Es gibt keine Erklärung warum er immer noch lebt und keine Symptome, ausser eine erhöhte Atemfrequenz, zeigt. Bezüglich Prognose konnten und können sie keine Aussage machen. Sie sehen kaum lebende "Flachbrüstchen" in ihrer Klinik. Die meisten sterben vorher oder werden von Züchtern nicht vorgestellt und "verschwinden" irgendwo. Operativ haben sie keine Erfahrung. Nie wurde in Zürich eine Flachbrust operiert. Die Chirurginnen können mir gerade zwei Dokumentationen von Operationen im Ausland zeigen, die gut verlaufen sind, aber an älteren Tieren gemacht wurden. Dabei wird das Brustbein mit einer externen Platte verdrahtet und der ständige Zug, der immer wieder angepasst werden muss, zieht das Brustbein in die richtige Position. Dauer dieses Prozedere: mindestens 4 Monate. Nicht abzuschätzen sind die postoperativen Komplikationen wie Infektionen unter der Platte auf Grund des Haarwachstums und vermutlich ist diese Behandlung schmerzhaft für die Katze und die Lebensqualität dadurch stark eingeschränkt. Wir haben uns entschieden, zusammen mit den Chirurginnen, ihn nicht zu operieren. Ich habe im Internet nicht viel über Flachbrustkätzchen gefunden ausser der bekannten Seiten von Chester und PawPeds
 
Die Ursache dieser Missbildung ist nicht restlos geklärt. Zum einen gibt eine genetische Disposition. Dann fallen wiederholt FCK Kätzchen von immer der gleichen Katze mit dem gleichen Kater oder aber die Katze erkrankte während der Trächtigkeit und musste medikamentös behandelt werden.
 
Melody hatte zuvor 2 Würfe von 2 verschiedenen Katern ohne Missbildungen geboren und dazwischen ein Einzelbaby mit einem Nabelbruch (die Eingeweide lagen ausserhalb der geschlossenen Bauchdecke) das nicht überlebt hat. In der 6. Trächtigkeitswoche erkrankte sie an einer schweren allergischen Reaktion auf einen Insektenstich, der über 48 Stunden antibiotisch und mit einem Antiallergikum behandelt werden musste. Ob das nun die Ursache der Missbildung von Obelix sein könnte, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Tatsache ist, dass Melody 15 Wochen nach der Geburt von Obelix in einer Stunde 4 gesunde Kätzchen geboren hat.
 
Vor allem fehlen Dokumentationen von länger überlebenden Katzen. Nachdem ich über die Züchterlisten davon berichtet habe, haben sich vereinzelt Betroffene bei mir gemeldet, die damit konfrontiert wurden und unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Es gibt anscheinend Katzen mit dem FKC Syndrom, die 2 Jahre und älter sind. Aber leider keine Röntgenbilder über die "Schwere" der Behinderung und dem jetzigen Zustand.
 
Ich werde seine Entwicklung weiterhin auf meiner HP dokumentieren. Vorgesehen ist ein weiteres Röntgenbild mit 6 Monaten.
 
Es ist sehr schmerzhaft zu wissen, dass wir ihm nicht helfen können und er vermutlich nicht lange bei uns bleiben wird. Aber ihn rumtoben zu sehen, Treppe hoch und runter flitzend, kämpfend mit grossem Kumpel Hudson und sich lautstark zur Wehr setzen, wenn er grob wird, das bestätigt uns, den richtigen Entscheid getroffen zu haben. Es geht ihm immer noch unverändert gut. Keine blauen Schleimhäute und keine Atemnot.